Mit der Waldbahn nach Tschechien

Seniorenunion unterwegs in Klatovy (Klattau)


Hans Heiß von der Seniorenunion Rottal-Inn (SEN) führte heuer bereits zum 2. Mal eine Reisegruppe der SEN nach Tschechien. Besonders interessant war die Fahrt für Teilnehmer, die ihre Wurzeln in Böhmen haben und gerne einmal die Herkunftsorte ihrer Vorfahren sehen wollten. Ende des 2. Weltkrieges wurde viele Deutsche aus Böhmen vertrieben.

Von Plattling aus ging es mit der komfortablen Waldbahn durch den Bayerischen Wald vorbei an Zwiesel bis nach Bayerisch Eisenstein. Dort stieg man um in die tschechische Nationalbahn, den eher historisch anmutenden Böhmerwaldcourier. Begleitet wurde die Gruppe von zwei versierten Reiseführern, die viel über die Geschichte, landschaftliche Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten zu erzählen wussten. Ziel war die Stadt Klatovy -deutsch Klattau-, sie liegt 43 km südlich von Pilsen am Fluss Uhlava (deutsch Angel). Im späten 13. Jahrh. wurde sie gegründet an einem wichtigen Handelsweg, der durch Böhmen von Cheb über Pilsen bis nach Deggendorf führte. Die Stadt wurde in schachbrettartigem Grundriss angelegt und mit einem zweifachen Befestigungsgürtel umgeben. Teile der Befestigungsanlagen sind bis heute erhalten. Klattau war Königsstadt unter Ottokar II. und im 15.Jahrh. ein bedeutender Sitz der Hussiten. Eine rege Bautätigkeit brachte in dieser Zeit unter italienischen Architekten die Renaissance nach Klattau. Nach den Verwüstungen des 30jährigen Krieges siedelten sich die Jesuiten in der Stadt an und trugen viel zum Wiederaufbau bei. Es entstanden viele Bauwerke im Barockstil. Mitte des 18. Jahrh. war Klattau eine Kreisstadt in Böhmen und unter dem Einfluss der Habsburger wurden viele Gebäude im Stil des Klassizismus umgebaut. Nach dem Ende der Patrimonialherrschaften wurde Klattau 1850 eine Stadtgemeinde mit Sitz eines Bezirksgerichtes. 1876 errichtete man die Eisenbahnstrecke nach Pilsen. 1992 wurde die Altstadt von Klattau mit den vielen historischen Gebäuden unter Denkmalschutz gestellt. Seit der Grenzöffnung ist die Stadt jährlich Ziel vieler Touristen. Sehenswert ist besonders das Rathaus mit dem „Schwarzen Turm“. Er wurde aus Backsteinen als Wachturm errichtet, überdauerte alle Brände und bietet mit seinen 81,6 Metern eine Aussicht bis zum Böhmerwald. Ebenfalls am Stadtplatz befindet sich das Jesuitenkloster unter dessen Kirche sich eine ausgedehnte Gruftanlage befindet. Durch besondere Lüftungsverhältnisse in den „Katakomben“ wurden die Leichname der dort bestatteten Angehörigen des Jesuitenordens und zahlreicher südböhmischer Adeliger auf natürliche Weise mumifiziert und so erhalten. Die bekannte ehemalige Apotheke „Zum weißen Einhorn“, 1776 bis 1966 betrieben, wurde saniert und ist heute Museum. Sie besteht aus dem Verkaufsraum mit Mobiliar und Skulpturen aus dem 18. Jahrh. und einer Werksatt mit Arbeitstisch und Instrumenten. Anhand der historischen Einrichtung mit Salben- und Pulvergefäßen, Mörsern, Arzneien und Kräutern werden im Rahmen von Führungen Heilbehandlungen der Vergangenheit erläutert.

Nach so vielen Eindrücken über eine Stadt mit wechselvoller Geschichte und vielen historischen Bauwerken machte man sich wieder auf den Heimweg. Wegen des großen Interesses wird die Fahrt im Oktober noch einmal wiederholt.