Hits von einst bis heute von Geisterklavier und Pappkarton...


Die Wunderwelt von Leierkasten bis Orchestrion, von Drehorgel bis Musicbox faszinierte SEN-Ausflügler bei Mühlviertel-Tour


Wenn der feste Pappkarton mit tausenden eingestanzten Löchern sich in Bewegung setzt, dann hämmert das Klavier wie mit Geisterhand die frohe Stimmung in den Saal, oben dazu eine Ziehharmonika, begleitet von Oboe, Flöte und den Klängen einer Orgel, alles erdacht und fein konstruiert-abgestimmt anno 1905 – ein heutzutage unschätzbar teures Orchestrion mit Blasebalg in der wunderbar bunten Kirmes-Fassade, entdeckt von dem passionierten Sammler Erwin Rechenberger in der belgischen Handelsmetropole Antwerpen und bewundert von Rott-Inntaler CSU-Senioren bei der aktuellen Mühlviertel-Tour in der einstigen Textilweberstadt Haslach...


Als dort erst fröhliche Märsche und dann Wiener Schwank, ein bisschen Mozart und auch Rockn-Roll-Röhre Elvis aus der historischen Musikbox, Klassisches aus dem Leierkasten und Vogelzwitschern aus der kunstvoll gestalteten Mini-Voliere erklangen, da waren die heimischen Besucher verzückt und entzückt. Denn die 160 mechanischen, klingenden Kostbarkeiten – als Musikautomaten in der Mechanischen Klangfabrik Haslach museal und zum mitreißenden Zuhören präsentiert – sind das Ergebnis einer jahrzehntelangen Passion eines Leierkasten-Fans: Der ehemalige Weberei-Besitzer Erwin Rechenberger hat sie europaweit gesucht, auf Flohmärkten oder in so manchem Schuppen erst entdeckt, dann auf Vordermann gebracht, also wieder erklingen lassen, bis sie schließlich in jenem einzigartigen Klangfabrik-Museum landeten. „Aber nur ein Bruchteil seiner Sammlung“, plauderte Museumsführerin Edith Ganser zwischen Blechmusik und dem Ave Maria von einer skurrilen, aber funktionierenden Blechscheibe, zwischen Down by the Riverside aus dem karton-gesteuerten Blasebalg und einem blechernen Stimmungsheuler eines Tony Marshall. Aus zahlreichen (Tanzmusik-) Epochen hörten die Ausflügler übrigens stilechte, mechanisch und damit von Geisterhand gespielte Melodien, auch zum Mitsingen...

Jener Antwerpener Kirmes- und Tanzsaal-Schatz, für den übrigens allein der Versicherungswert auf nunmehr 75.000 Euro geklettert ist, gehört zu den Rechenberger'schen Glanzstücken seiner Sammelleidenschaft. Und die basiert auf einem persönlichen Schicksalsschlag, so wusste Edith Ganser dem staunenden SEN-Publikum zu erzählen, weil Rechenberger eigentlich Musik studieren und Pianist werden wollte, jedoch wegen einer Handlähmung aufs Klavier verzichten musste.

Doch der heute 86jährige Mühlviertler Pionier stieg bei seiner Leidenschaft zur Musik um, wurde Experte rund um Ton-Mechanik, studierte die Technik von Spielorgeln und Leierkasten, schaute Grammophon und Volksempfänger auf die Pedale und auf die Lochkarton-Steuerung, so dass er auch die gesamte Technikpalette vom mechanischen Xylophon Baujahr 1680 bis zum britischen Mechanik-Klavier von 1905 und dem 1924 erfundenen „Dampfradio“, dem Kofferradio der 1960er Jahre und der legendären US-Musicbox für Bill Haley und Elvis Presley aus dem Eff-Eff kennt.



Röhrenden Hirsch bei der Brunft beobachtet


Vor diesem Gastspiel bei Leierkastenmann und Orchestrion gaben sich die Rott-Inntaler bei Wolf, Gepard und Brunfthirsch ein Natur-Stelldichein, als sie im größten Privat-Tierpark Österreichs zu Kängurus, Damwild, Esel, Präriehunden, Zebras und Steinböcken wanderten. Auf dem weit gestreckten, teils von steilen Felsklüften geprägten Gelände von Altenfelden trafen sie auf Berberaffen wie auf dem legendären Felsen von Gibraltar und auf wuselige Marder, einem kleinen Wolfsrudel schauten sie ebenso zu wie „Schwarzkittel“ und Waschbären. Und an einem Gehege hatten sie eine Begegnung der besonderen, der heftigen Art, als sie einem röhrenden Hirschbock – jedenfalls aus dessen Instinkt zur klassischen Brunftzeit – quasi ins Gehege kamen: Attacke mit gesenktem Kopf, immer die 16 Enden voran marschierte der Herr der Ricken los...

Auf den Spuren von Trüffel und Obers, gehackten Mandeln und warmer Kuvertüre schnupperten (und probierten) die Mühlviertel-Besucher die hohe Kunst der Habsburger Konditorenkunst, und das sogar in der Patenstadt der Rott-Inntaler Kreishauptstadt: Nämlich im Mühlviertler Pfarrkirchen, im Panorama-Café Bauer, zeigte ihnen der kreative Meister von Biskuit und Sacher-Rezept seine Kunst und sein Handwerk als Konditor. Denn Bauer betreibt in seinem Familienbetrieb seit rund einem Jahrzehnt eine Schau-Konditorei, die unter Tausenden von Besuchern auch schon Landesvater Pühringer – und diesmal die CSU-Senioren – begeisterte – mit einem Duzend feinster, lecker duftender Panorama- und Mozarttorte und duzendweise gefüllten Blätterteigröllchen...